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Der größte Edelkastanienwald der Alpen liegt im Bergell, im Schweizer Kanton Graubünden. Anfang Oktober, wenn die stacheligen, braunen Kugeln zu Boden fallen, bricht in den Bergdörfern das Kastanienfieber aus, und die Bauern strömen in die Selven – in die Haine. Das war nicht immer so. Kastanien waren zwar jahrhundertelang ein wertvolles Grundnahrungsmittel der Bauern im Bergell, doch Ernte und Verarbeitung sind mühsam. So verwilderten die zum Teil 500 Jahre alten Baumriesen und wurden krank. Bis ein paar beherzte Bewohner und eine Investitionsspritze der Regierung dieses Kulturgut retteten. Die Kastanien sind seitdem zu einem Touristenmagnet geworden und für die Bauern ein guter Nebenverdienst. Auch für den Landwirt Marco Giovanoli. Mit seiner Frau Heidi bewirtschaftet er 80 Kastanienbäume in Soglio. Zur Ernte kommt die ganze Verwandtschaft aus der Schweiz zum Helfen, und Kastaniengerichte – salzig oder süß – sind wie das tägliche Brot. Über Wochen quillt der Rauch aus den Cascinas, den steinernen Dörrhäuschen, und in mühsamer Kleinarbeit werden die Schalen von den Kastanien gepult. Bei Ivana und Andreas Engler auf der anderen Talseite helfen die alten Eltern. Ihnen allen sind die Kastanienhaine ein Trost. Denn ihr Haus in Bondo entging nur knapp der Katastrophe, als am 23. August 2017 ein Bergsturz ungeheuren Ausmaßes ihr Dorf teilte. Bis heute zieht sich eine tiefe Narbe durch den Ort, aber die Englers trotzen der Gefahr und der Angst – mit der Liebe zu den Selven