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Es ist ein ruhiger, beinahe romantischer Ort am Rande Berlins. Das geschäftige Treiben der Großstadt erreicht diese kleine Gemeinde kaum. Besonderes Aufsehen erregt daher das große Polizeiaufgebot, das auf dem Grundstück hinter dem Gotteshaus einen Tatort absperrt. Dort liegt im Gras eine Frau. Zweifelsohne wurde sie an dieser Stelle erschossen. Karin Vorwinkel hatte die Kirche soeben verlassen. Die Proben des Kirchenchores waren beendet, so dass die Frau offenbar allein zurückblieb. Die Notenblätter des geprobten Stückes liegen sorgfältig gefaltet in ihrer Tasche. Dazu auch ein anderer kleiner Gegenstand, der Hauptkommissar Schumann Staunen lässt: Karin Vorwinkel trug ein Springmesser bei sich.
Die kleine Familie der Ermordeten führte bislang ein bescheidenes, gar zurückgezogenes Leben. Gerd Vorwinkel kann kaum einen Grund nennen, warum seine Ehefrau ein derartiges Messer besitzen sollte. Allerdings weiß er aus ihrer Vergangenheit nur wenig zu berichten. Einzig eine antike Kette mit Amulett erinnert an Karins Jugend. Tatsächlich sollte niemand je über diese turbulenten Jahre erfahren, als sie eigentlich noch Susanne Sonntag hieß und aktiv bei Aktionen der RAF mitwirken sollte. Die Akten über Karin Vorwinkel liefern Bruno Schumann und seinen Kollegen rasch erste Erkenntnisse über die wahre Identität der knapp 40-jährigen Mutter, gleichzeitig aber auch ein anschauliches Motiv, das womöglich den Täter veranlasst hatte, diese zu töten. Denn Karin war nunmehr im Zeugenschutzprogramm des BKA. Sie hatte vor 17 Jahren durch ihre Aussage einen terroristischen Anschlag verhindert, aber auch dazu beigetragen, dass einige der führenden Mitglieder der RAF eine langjährige Gefängnisstrafe verbüßen mussten. Einer von ihnen, Timo Auer, wurde vor einer Woche aus der Haft entlassen. Natürlich gerät dieser sofort ins Visier der Ermittler, doch offenbar können weder er noch die anderen aus der damals verhafteten Gruppe mit dem Mord in Verbindung gebracht werden.
Im Gegensatz zum vollkommen ahnungslosen Gerd Vorwinkel interessieren die Ereignisse um Karins RAF-Vergangenheit ihren Sohn Sebastian sehr. Mit dessen Trotz und Zorn über den Tod der Mutter, aber auch mit den eher radikalen Ansichten über Polizei und Staat wird Hauptkommissar Bruno Schumann einige Male konfrontiert. Dabei scheint Sebastian allem voran von Peter Klaaßen, in dessen Verlag er gerade ein Praktikum macht, stark beeinflusst. Das auf Sebastians Schreibtisch aufgeschlagene Nachrichtenmagazin mit dem alten Foto der RAF-Gruppe verrät jedoch, dass der Junge auf diesem weitaus mehr erkannt hat, als den Kommissaren zunächst bewusst ist. Das vor beinahe zwanzig Jahren aufgenommene Foto scheint der Schlüssel für die Ermittlungen zu sein