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Berlin 2019: Hans-Josef Eichwald hat es auch in dieser Legislaturperiode wieder in den Bundestag geschafft – mit schlanken 312 Stimmen Vorsprung. Der Tag, an dem Holland wegen eines Dopingskandals von der Fußball-EM ausgeschlossen wird, ist nicht der glücklichste Tag im Leben von Hajo Eichwald. Plötzlich ist er als Mitglied des sonst eher verschlafenen Sportausschusses gefragter Interviewpartner. Blöd nur, dass genau jetzt, wo von „Spiegel“ bis „Tagesschau“ die Journaille Schlange steht, Eichwald andere Verpflichtungen hat: Fraktionschefin Hanke hat für teures Geld eine Kommunikationstrainerin eingekauft, um in einer Art Express-Bootcamp die größten Sorgenfälle der Fraktion für den Kampf gegen Fake News und die neue Rechte fit zu machen. Auch Uwe Bornsen, Eichwalds Parteifeind aus der Bochumer Heimat, hat seine große Zukunft vielleicht schon hinter sich. Seine Ehefrau und Jugendliebe Sabine ist in einem tragischen Unfall überfahren worden, und auch jetzt, ein Jahr später, ist Bornsen nur noch ein trauriger Schatten seiner selbst. Die Fraktion schleift ihn solidarisch mit – aber wie lange noch? Auflösungserscheinungen, wohin man blickt: Berndt, Eichwalds alter Weggefährte und Referent, sieht all die kleinen Früchte seines jahrzehntelangen Wirkens erbarmungslos überrollt von Brexit, Trump und Klimawandel und versucht, das große Loch in seiner Seele mit einem syrischen Flüchtling zu stopfen. Sebastian, Eichwalds zweiter Referent, versucht das Gleiche bei Tinder, findet aber auch dort keine Frau, die ihn so anschaut wie sonst nur Berndt seinen Nachtisch. Julia dagegen, Eichwalds Büroleiterin, würde nach wie vor gerne politisch mehr mitarbeiten, ist aber erst einmal im neunten Monat schwanger und kämpft nun gleichzeitig gegen Übelkeit, Wadenkrämpfe und das Patriarchat. Und eigentlich auch gegen den Feminismus, denn mal ernsthaft, was hat der jemals für sie getan – außer ihr jetzt die neue Julia vor die Füße zu setzen? Ähnlich viel Dynamik im Eichwald-Kosmos hat sonst eigentlich nur Birgit Hanke, nach wie vor Fraktionsvorsitzende. Sie hat das maue Wahlergebnis auch deshalb fast unbeschadet überstanden, weil sie sich von der ersten Hochrechnung an um schonungslose Aufarbeitung der innerparteilichen Schwächen bemüht hat. Dass die meisten dieser Schwächen Anzug und Halbglatze tragen, ist natürlich reiner Zufall. Vier Jahre nach der ersten Staffel „Eichwald, MdB“ hat es Hans-Josef Eichwald wieder in den Bundestag geschafft.