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Anders als in England vollzog sich die industrielle Revolution in Frankreich behutsamer. Es gab keine großen Fabriken wie im britischen „Factory System“, keine starke Landflucht und keine wesentliche Veränderung alter Lebensgewohnheiten. Die französische Arbeiterklasse war heterogen und setzte sich aus Angestellten von Werkstätten und kleineren Fabriken zusammen. Dazu gehörten Schneider, Schuhmacher, Hutmacher, Weber, Schlosser, Tischler, Zimmerer oder Maurer. In Frankreich entstanden die radikalsten sozialistischen und revolutionären Theorien des 19. Jahrhunderts, entwickelt von Charles Fourier, Pierre-Joseph Proudhon, Louis-Auguste Blanqui oder Etienne Cabet. Karl Marx als Vertreter eines wissenschaftlich geprägten Sozialismus hielt viele von diesen Theorien aus Frankreich für utopisch. Zwischen 1830 und 1871 rief die Arbeiterklasse immer wieder zur Revolte auf – doch alle Versuche, etwas an den Zuständen zu verändern, scheiterten. Den letzten Anlauf startete die Pariser Kommune: Arbeiter riefen die „universelle Republik“ aus, hissten die rote Fahne, gründeten Kooperativen und etablierten ein kostenloses, laizistisches Schulwesen. Das Experiment dauerte genau 72 Tage und wurde dann blutig niedergeschlagen. Damit endeten die großen Arbeiteraufstände des 19. Jahrhunderts. Zur gleichen Zeit begann in den beiden frisch geeinten Nationen Italien und Deutschland das Zeitalter der Industrialisierung. Der Dreh- und Angelpunkt der europäischen Arbeiterbewegung verlagerte sich von Frankreich nach Deutschland. Dort erhob die SPD als erste Arbeiterpartei mit massenhaftem Zuspruch den Marxismus zur offiziellen Doktrin – allerdings in Form eines demokratischen Sozialismus. Arbeits- und Lebensbedingungen verbesserten sich allmählich, Gewerkschaften gewannen an Einfluss, politische Rechte wurden gewährt. Das Bild der Arbeiterklasse wandelte sich.